{"id":875,"date":"2011-11-10T18:02:52","date_gmt":"2011-11-10T16:02:52","guid":{"rendered":"http:\/\/www.labut.at\/?p=875"},"modified":"2016-02-04T12:40:53","modified_gmt":"2016-02-04T12:40:53","slug":"der-wahlarzt-teil-1-geschichten-aus-dem-cafe-steiner","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.labut.at\/der-wahlarzt-teil-1-geschichten-aus-dem-cafe-steiner\/","title":{"rendered":"Der Wahlarzt, Teil 1 – Geschichten aus dem Cafe Steiner"},"content":{"rendered":"
Zu den treuesten Stammg\u00e4sten im \u201eCafe Steiner\u201c z\u00e4hlt wohl zweifellos Josef Haas, von dem ich euch in meiner Kolumne schon \u00f6fters erz\u00e4hlt habe. Der Rentner durfte vor gar nicht so langer Zeit seinen 70. Geburtstag bei halbwegs guten Gesundheitszustand feiern.
\n
\nDie einzigen Beschwerden mit denen Josef zu k\u00e4mpfen hat l\u00e4gen im Bereich der Orthop\u00e4die. Es wurde ihm bereits vor einigen Jahren ein k\u00fcnstliches H\u00fcftgelenk implantiert, allerdings konnte dieser operative Eingriff die gesetzten Erwartungen nicht g\u00e4nzlich erf\u00fcllen. Die anhaltenden Schmerzen im Bereich der H\u00fcfte und des Sprunggelenkes w\u00fcrden ihm l\u00e4ngere Ausfl\u00fcge bereits verunm\u00f6glichen, wie mir Josef zuletzt erz\u00e4hlte. Der daraus resultierende Bewegungsmangel w\u00fcrde auf Dauer wiederum zu einem Muskelschwund f\u00fchren, was wohl ein schlimmer Teufelskreis sein kann.<\/p>\n
Was Josef aber besonders \u00fcbel aufst\u00f6\u00dft ist ein aus seiner Sicht mangelhaftes Angebot der \u00c4rzte um etwas gegen seine Beschwerden zu unternehmen. Der Hausarzt h\u00e4tte ihm ein relativ starkes Schmerzmedikament verschrieben, dass aber neben seiner guten Wirkung auch nicht zu vernachl\u00e4ssigende Nebenwirkungen zeigt. Dieser Umstand ist bei einer dauerhaften Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten leider nicht selten. Es ist nat\u00fcrlich nicht befriedigend wenn man durch das Medikament zwar einigerma\u00dfen schmerzfrei ist, daf\u00fcr aber etwa unter Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafst\u00f6rungen leidet.<\/p>\n
Man k\u00f6nnte als medizinischer Laie zu dem Schluss kommen, dass es auch wesentlich effektiver w\u00e4re die Schmerzursache selbst zu bek\u00e4mpfen. Zu diesem Zweck hat Josef schon zahlreiche Orthop\u00e4den aufgesucht. Die dabei gestellte Diagnose einer Arthrose bezeichnet einen allgemeinen Gelenkverschlei\u00df, der das alters\u00fcbliche Ma\u00df \u00fcbersteigt. Die Arthrose ist nat\u00fcrlich als eine Alterserscheinung zu sehen, wohlgemerkt liegt aber im Fall von Josef offenbar ein unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hoher Gelenksverschlei\u00df vor.<\/p>\n
Die Fach\u00e4rzte f\u00fcr Orthop\u00e4die, die Josef bisher aufgesucht hat, haben in der Regel wenige M\u00f6glichkeiten aufgezeigt um an den Gelenksbeschwerden etwas zu verbessern. Oft war der Termin bei einem Kassenarzt auch schon nach wenigen Minuten wieder vor\u00fcber und es wurde der Eindruck hinterlassen, als k\u00f6nne man gegen Altersbeschwerden schlicht nichts anderes tun als mit schmerzstillenden Medikamenten dagegen vorzugehen. Die empfohlenen physikalischen Therapien hat Josef zwar absolviert, doch h\u00e4tten diese zu keiner Besserung seiner Beschwerden gef\u00fchrt.<\/p>\n
Von einem \u2013 wie er es formulierte \u2013 \u201eLichtblick\u201c erz\u00e4hlte mir Josef bei meinem letzten Besuch im \u201eCafe Steiner\u201c. Er h\u00e4tte sich auf Anraten eines Bekannten dazu entschlossen eine sogenannte Wahlarztordination f\u00fcr Orthop\u00e4die aufzusuchen. Ein Wahlarzt hat keinen Vertrag mit einer gesetzlichen Krankenkasse. Das Arzthonorar muss damit zwar vom Patienten selbst bezahlt werden, es besteht aber ein Anspruch auf eine Erstattung von 80% des Honorars, welches ein Vertragsarzt in einem solchen Fall erhalten w\u00fcrde. Das bedeutet also nicht, dass 80% der verrechneten Arztkosten ersetzt werden sondern eben 80% des Kassentarifes.<\/p>\n
Josef berichtete mir, dass er zuletzt mit dem Orthop\u00e4den in einem einst\u00fcndigen Gespr\u00e4ch die gesamte Krankengeschichte beleuchten konnte. Es h\u00e4tten sich dabei auch durchaus vielversprechende Ans\u00e4tze f\u00fcr eine weitergehende Behandlung ergeben. Nat\u00fcrlich wird die Therapie eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und vorerst stehen grundlegende Untersuchungen im Bereich der Orthop\u00e4die und Neurologie an. \u00dcbertriebene Erwartungen sind wohl auch nicht angebracht, aber ich verstehe Josef durchaus gut und freue mich f\u00fcr ihn, dass er sich nun wieder in guten H\u00e4nden f\u00fchlt.<\/p>\n
Ich wollte mit meinem heutigen Beitrag bestimmt keine pauschale Aussage treffen, dass Kassen\u00e4rzte ihre Patienten zu rasch abfertigen w\u00fcrden. Dass durch eine private Zuzahlung aber die M\u00f6glichkeit besteht ein erweitertes Spektrum zu beanspruchen ist f\u00fcr mich weder \u00fcberraschend noch unnat\u00fcrlich. Wie die Stammg\u00e4ste und Kellner Martin im \u201eCafe Steiner\u201c \u00fcber die Arztwahl von Josef denken erfahrt ihr demn\u00e4chst in meiner Kolumne.<\/p>\n
Pedro<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Zu den treuesten Stammgästen im „Cafe Steiner“ zählt wohl zweifellos Josef Haas, von dem ich euch in meiner Kolumne schon … <\/p>\n