{"id":863,"date":"2009-05-01T10:00:11","date_gmt":"2009-05-01T08:00:11","guid":{"rendered":"http:\/\/www.labut.at\/?p=863"},"modified":"2009-05-01T10:00:11","modified_gmt":"2009-05-01T08:00:11","slug":"die-post-geht-ab-ansichtssache","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.labut.at\/die-post-geht-ab-ansichtssache\/","title":{"rendered":"Die Post geht ab – Ansichtssache"},"content":{"rendered":"
Im Jahr 1996 wurde im Zuge der vollzogenen Neustrukturierung der vormaligen Post- und Telegraphenverwaltung die \u201c\u00d6sterreichische Post AG\u201d gegr\u00fcndet. Diese durchaus auch internationalen Standards entsprechende Ma\u00dfnahme sollte daf\u00fcr sorgen, dass sich die Post auf ihr Kerngesch\u00e4ft konzentrieren soll und Bereiche wie Telekom oder Postbus in andere Gesellschaften abgespaltet wurden. Im Jahr 2002 wurde die Universaldienstverordnung beschlossen, die eine fl\u00e4chendeckende Versorgung mit Postdienstleistungen sicherstellen sollte.
\n
\nDie einstmalige \u00d6VP-FP\u00d6\/BZ\u00d6 Bundesregierung hatte sich stets f\u00fcr die Privatisierung der noch verbliebenen Staatsbetriebe stark gemacht, wovon letztlich auch die Post nicht verschont bleiben sollte. Im Mai 2006 startete in einer professionell vermarkteten Aktion der Verkauf von 31,5 Millionen Aktien der \u00d6sterreichischen Post AG. Da der Staat \u00fcber die \u00d6IAG weiterhin einen Anteil von 51 Prozent h\u00e4lt, befindet sich die Post damit seither zu 49 Prozent in Streubesitz. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von knapp 2 Milliarden Euro und weist mehrere namhafte nationale und internationale Beteiligungen auf. Das Unternehmen besch\u00e4ftigt \u00fcber 25.000 Mitarbeiter, die aufgrund der historischen Entwicklung der Post teilweise auch noch Beamtenstatus genie\u00dfen.<\/p>\n
Die \u00d6sterreichische Post AG hat derzeit bundesweit noch knapp 1.300 Filialen, die teilweise von sogenannten Post-Partnern betrieben werden. Alleine seit der Neustrukturierung des Unternehmens wurden \u00fcber 900 Filialen geschlossen, bei denen mangelnde Rentabilit\u00e4t festgestellt wurde. F\u00fcr einen Aufschrei sorgte Ende vorigen Jahres Post-Generaldirektor Anton Wais, als er laut \u00fcber die weitere Schlie\u00dfung von 1.000 Postfilialen nachdachte. Nach einem solchen Kahlschlag w\u00fcrden \u00f6sterreichweit lediglich 300 Filialen verbleiben. Der damalige Infrastrukturminister und nunmehrige Bundeskanzler Werner Faymann verf\u00fcgte daraufhin, dass es in den n\u00e4chsten sechs Monaten zu keinen Schlie\u00dfungen von Postfilialen kommen d\u00fcrfe. Dieser in Wahlkampfzeiten medial sehr effektiv gesetzte Beschluss hatte aber nat\u00fcrlich keinerlei L\u00f6sungscharakter und f\u00fchrt nun eben dazu, dass die Debatte um die eigentlich nur aufgeschobene Schlie\u00dfungswelle gerade wieder ins Laufen ger\u00e4t. Die politischen Kommentare zu diesen Pl\u00e4nen waren geteilt und reichten von Zustimmung bis zu einer Forderung nach Abberufung des Post-Vorstandes. Regionalpolitiker und nicht zuletzt die Post-Gewerkschaft warteten mit Kampfansagen auf.<\/p>\n
Auch wenn Analysten sich beim B\u00f6rsengang der Post nicht mit Vorschusslorbeeren \u00fcberschlugen, k\u00f6nnen die Aktion\u00e4re trotz Weltwirtschaftskrise mit der Performance des Wertpapiers durchaus zufrieden sein. Die Aktie legte vom Ausgabekurs im Mai 2006 von rund 19 Euro auf zuletzt rund 26 Euro zu, die Dividendenrendite betrug zuletzt 9 Prozent. Tats\u00e4chlich zeigt auch die Unternehmensentwicklung, dass der Jahresumsatz zuletzt um 579 Mio. Euro auf 2,3 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis um 40 Mio. Euro auf 163 Mio. Euro zulegen konnte.<\/p>\n
Die Kritiker der Schlie\u00dfungspl\u00e4ne \u2013 zu denen ich mich selbst auch z\u00e4hlen darf \u2013 fragen sich also, warum ein Unternehmen mit steigenden Ums\u00e4tzen und Gewinnen derartige Ma\u00dfnahmen f\u00fcr notwendig h\u00e4lt. Von der Post h\u00f6rt man, dass es nur darum ginge unrentable Filialen zu schlie\u00dfen. Da ich die Post als wichtigen Teil der vor allem auch l\u00e4ndlichen Infrastruktur sehe, kann man diese Darstellung meiner Ansicht nach nicht so im Raum stehen lassen. Dem Bergbauern einen mit einer 55 Cent Briefmarke versehenen Brief zuzustellen wird nie gewinnbringend m\u00f6glich sein, auch wenn dieser Vergleich nun etwas zu einfach formuliert klingen mag. Dass die Post als b\u00f6rsennotiertes Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Kriterien zu f\u00fchren ist, kann kein Widerspruch zur infrastrukturellen Aufgabe im Sinne der Universaldienstverordnung sein.<\/p>\n
Die Post beruft sich bei ihren Zukunfts\u00e4ngsten aber auf eine Verordnung der Europ\u00e4ischen Union zur Liberalisierung des Post-Marktes. Ab 2011 darf jedes zugelassene Unternehmen in \u00d6sterreich s\u00e4mtliche Dienstleistungen erbringen, die bis dahin der \u00d6sterreichischen Post AG als ehemaligen Staatsmonopolisten vorbehalten waren. Private Paketdienste, die schon derzeit in direkter Konkurrenz zur Post stehen, k\u00f6nnten schon in den Startl\u00f6chern harren. Zuletzt mahnte EU-Kommissar McCreevy die \u00f6sterreichische Post, dass die Briefk\u00e4sten f\u00fcr die Konkurrenten noch nicht ausreichend zug\u00e4nglich w\u00e4ren. Ein heikler Punkt, der im Vorhinein aus meiner Sicht schwer einzusch\u00e4tzen ist. Private Konkurrenz ist grunds\u00e4tzlich zu begr\u00fc\u00dfen und k\u00f6nnte vor allem am Anfang vereinzelt zu Preisk\u00e4mpfen f\u00fchren. Ein solcher kann aber wiederum nur dann fair gef\u00fchrt werden, wenn die fl\u00e4chendeckende Versorgung mit Postdienstleistungen sichergestellt ist. Darunter verstehe ich auch eine Post-Filiale in annehmbarer Entfernung, auch in nicht ganz so urbaner Lage. Zur Universaldienstleistung bekennt sich die Post, auch wenn es hier Interpretationsspielraum gibt. Von privater Konkurrenz m\u00fcsste dieses Bekenntnis aber auch abverlangt werden k\u00f6nnen, falls notwendig auch \u00fcber eine gesetzliche Verordnung. Marktliberalisierung kann nicht alles sein.<\/p>\n
Pedro<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Im Jahr 1996 wurde im Zuge der vollzogenen Neustrukturierung der vormaligen Post- und Telegraphenverwaltung die “Österreichische Post AG” gegründet. Diese … <\/p>\n