{"id":855,"date":"2009-03-01T10:00:59","date_gmt":"2009-03-01T08:00:59","guid":{"rendered":"http:\/\/www.labut.at\/?p=855"},"modified":"2009-03-01T10:00:59","modified_gmt":"2009-03-01T08:00:59","slug":"die-debatte-um-die-parallelgesellschaft-des-islam-ansichtssache","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.labut.at\/die-debatte-um-die-parallelgesellschaft-des-islam-ansichtssache\/","title":{"rendered":"Die Debatte um die Parallelgesellschaft des Islam – Ansichtssache"},"content":{"rendered":"

In der vergangenen Woche ist in der \u00f6sterreichischen Innenpolitik eine Debatte um die heimischen Religionslehrer des Islam entbrannt. Ausl\u00f6ser der Sache war eine Dissertation mit dem Titel \u201eDer islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft\u201c, im Zuge derer auch eine Umfrage unter 210 Religionslehrern durchgef\u00fchrt wurde. Letztlich kam man dort zum Schluss, dass 22,6 Prozent der Lehrer \u201efanatische Haltungen\u201c einnehmen und 21,9 Prozent die Demokratie ablehnen w\u00fcrden. Auch mit Aussagen \u00fcber die angebliche Gewaltbereitschaft von Muslimen wurde die Umfrage gew\u00fcrzt.
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\nMeiner Meinung nach sind Umfragen in dieser Form generell ein heikler Punkt. Wenn aber erhoben wird, dass etwa 40 Prozent der Islamlehrer keine p\u00e4dagogische bzw. 37 Prozent auch keine theologische Ausbildung h\u00e4tten pflichte ich dem Wiener Integrationsbeauftragten Al-Rawi bei, der dieses Ergebnis als \u201eschockierend\u201c bezeichnete. Erfreulicherweise zeigt sich aber auch ein auffallender Generationenunterschied darin, dass junge Religionslehrer deutlich modernere Prinzipien vertreten.<\/p>\n

Ein wenig hat es mich \u00fcberrascht wie unmittelbar die heimische Politik bereit war, sich auf dieses zweifellos nicht einfache Thema zu st\u00fcrzen. Bundeskanzler Faymann deponierte, dass man angesichts des Studienergebnisses \u201enicht zur Tagesordnung \u00fcbergehen\u201c k\u00f6nne und auch allenfalls Gesetzes\u00e4nderungen denkbar w\u00e4ren, da es \u201ekeinen Widerspruch zwischen Demokratie und Religionsfreiheit\u201c geben d\u00fcrfe. Das \u00f6sterreichische Religionsunterrichtsgesetz besagt derzeit, dass anerkannte Religionsgemeinschaften selbst f\u00fcr die Ausbildung und Auswahl ihrer Lehrer zust\u00e4ndig sind. Eine gesetzliche \u00c4nderung h\u00e4tte aber nat\u00fcrlich nicht nur Auswirkungen auf islamische Lehrer sondern auch auf katholische Religionslehrer und damit letztlich das Konkordat, wie B\u00fcrgermeister H\u00e4upl erg\u00e4nzte. Ob dies generell der richtige Weg sein k\u00f6nnte, dem Staat st\u00e4rkere Kompetenzen beim Religionsunterricht zu geben, m\u00fcsste man in einer vorsichtig gef\u00fchrten l\u00e4ngeren Diskussion zu kl\u00e4ren versuchen.<\/p>\n

Auch die Oppositionsparteien waren nicht verlegen die Debatte mit Wortspenden zu garnieren, wo ganz offensichtlich die sehr kontroversiellen Positionen der Parteien zum Ausl\u00e4nderthema zu Tage kamen. Das BZ\u00d6 ging etwa sogar so weit f\u00fcr ein \u201eerweitertes Verbotsgesetz\u201c zu werben, um damit gleich nebenbei das von einigen Vertretern der Partei nicht allzu gesch\u00e4tzte Verbot f\u00fcr nationalsozialistische Wiederbet\u00e4tigung zu thematisieren. In ein \u00e4hnliches Horn blies FP\u00d6-Parteiobmann H.C. Strache, der die SP\u00d6 aufrief aus ihren \u201eMultikulti-Tr\u00e4umen\u201c zu erwachen. Sachlicher gab sich der Bildungssprecher der Gr\u00fcnen, der zu einer \u201egenerellen Diskussion\u201c aufrief, aber auch klarlegte, dass Lehrer \u201edie Menschenrechte ablehnen oder die Todesstrafe f\u00fcr abtr\u00fcnnige Muslime bef\u00fcrworten\u201c an \u00f6sterreichischen Schulen nichts verloren h\u00e4tten.<\/p>\n

Ich denke, dass der Zugang eines Moslems zu seiner Religion ein anderer ist, als der eines Christen \u2013 und das sage ich wohlgemerkt \u00e4u\u00dferst wertfrei. Eine Religionsgemeinschaft ist zugleich auch eine Kulturgemeinschaft, die teilweise tief in den gesellschaftspolitischen Verhaltensweisen verankert sein kann. Meine pers\u00f6nliche Sichtweise als Agnostiker, der einer Amtskirche eher reserviert gegen\u00fcber steht, tut hier nichts zur Sache, da ich die Gef\u00fchle auch von streng gl\u00e4ubigen Menschen immer akzeptieren und respektieren werde. Ein Fanatismus oder das Aufzwingen von Meinungen oder Verhaltensregeln hat aber nicht nur in der Religion nichts verloren.<\/p>\n

Pedro<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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