{"id":3937,"date":"2016-06-27T17:05:40","date_gmt":"2016-06-27T17:05:40","guid":{"rendered":"http:\/\/www.labut.at\/?p=3937"},"modified":"2022-03-09T12:40:19","modified_gmt":"2022-03-09T12:40:19","slug":"vergaenglichkeit-mind-blog","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.labut.at\/vergaenglichkeit-mind-blog\/","title":{"rendered":"Verg\u00e4nglichkeit"},"content":{"rendered":"

Unsere Verg\u00e4nglichkeit wird von manchen Menschen als Tabu-Thema betrachtet. In den nachfolgenden Zeilen m\u00f6chte ich meine Sichtweise beleuchten …<\/strong><\/p>\n

Ich respektiere selbstverst\u00e4ndlich die Gef\u00fchle meiner Mitmenschen und bringe dieses Thema deswegen auch selten bis gar nicht zur Sprache. Als problematisch empfinde ich aber meinen nach au\u00dfen gezeigten doch sehr n\u00fcchternen Umgang mit dem Tod, was dann wieder ein falsches Bild von meinem Denken und Empfinden vermitteln kann.<\/p>\n

Um diese zweifellos sehr pers\u00f6nlichen Aspekte verdeutlichen zu k\u00f6nnen m\u00f6chte ich eine kleine Zeitreise durch mein Leben unternehmen …<\/p>\n

Die eigene Krankengeschichte<\/h2>\n

Im Alter von 14 Jahren erkrankte ich an akuter lymphoblastischer Leuk\u00e4mie<\/strong>, welche durch Chemotherapie und prophylaktische Ganzsch\u00e4delbestrahlung geheilt werden konnte. Ich kann nicht sagen, wiesehr ich meine kritische Situation damals realisiert und hinterfragt habe – ich hege durchaus die Bef\u00fcrchtung alles stets verdr\u00e4ngt und in mich hineingefressen zu haben. Auch wenn es mir nicht verborgen blieb, dass einzelne Kinder im Krankenhaus ihren Kampf gegen den Krebs verloren hatten wei\u00df ich dass ich mich damals praktisch nie mit anderen Menschen dar\u00fcber ausgesprochen habe. Auch eine psychoonkologische Unterst\u00fctzung war nach einem einmaligen Gespr\u00e4ch mit einer Psychologin offenbar als nicht notwendig empfunden worden.<\/p>\n

Im Jahr 2008 wurde der Hirntumor<\/strong> diagnostiziert und konnte bislang durch zwei OP’s und Bestrahlungen in Schach gehalten werden, wobei eine vollst\u00e4ndige operative Entfernung nicht m\u00f6glich ist. Es wird darauf gesetzt ein neuerliches Wachstum zu verz\u00f6gern und falls notwendig eine Behandlung einzuleiten.\u00a0 Aus meiner Sicht wurden die Grenzen des medizinisch Machbaren aber schon relativ weit ausgelotet. Es ist nicht spurlos an mir vor\u00fcbergangen, dass sich im Dezember 2013 unsch\u00f6ne Turbulenzen bei der Entscheidungsfindung zum weiteren Therapieverlauf gezeigt haben\u00a0 und ich bin froh einen Spezialisten gefunden zu haben, bei dem ich seither in Behandlung sein darf. Da ich nach au\u00dfen hin – bis heute – unbewusst das Bild eines weitgehend funktionsf\u00e4higen Zeitgenossen vermittle wird auch meine Gedankenwelt oft falsch eingesch\u00e4tzt.<\/p>\n

In Wahrheit habe ich mich auch mit der Prognose eines atypischen Meningeom besch\u00e4ftigt und darf sieben Jahre nach der Erstdiagnose mit dem Verlauf zufrieden sein. Es ist mir auch bewusst, dass eine statistische Aussage nicht \u00fcberinterpretiert werden darf und mit Vorsicht zu genie\u00dfen ist. Auch wenn ich mich mit dem Umstand arrangiert habe muss ich doch damit leben, dass am Ende des Tages der Tumor mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen kann. Aber es bleibt die berechtigte Hoffnung, dass dieser Tag noch m\u00f6glichst lange auf sich warten l\u00e4sst. Auch in der Selbsthilfegruppe und in manchem Foren, in welchen sich Betroffene austauschen, kann dieser Aspekt immer wieder zum Thema werden und ich denke, dass es wichtig ist sich ihm nicht g\u00e4nzlich zu verschlie\u00dfen.<\/p>\n

Abschied nehmen m\u00fcssen<\/h2>\n

Im Juli 1995 verungl\u00fcckte mein Bruder Robert<\/strong> im 32. Lebensjahr beim Sporttauchen und ich habe meine Gedanken zu seinem 20. Todestag im Mind Blog (siehe \"svg\" labut.at<\/a> – Robert – Mind Blog) wiederzugeben versucht. Es braucht wohl keine Erw\u00e4hnung, dass dieser Schicksalsschlag die Familie tief ersch\u00fcttert hat. Aber dennoch erinnere ich mich noch mit seltsamen Gef\u00fchlen daran wie n\u00fcchtern und emotionsarm ich mich damals verhalten habe. Einblicke in meine Gef\u00fchle konnte ich nicht mal in einer solchen Situation gew\u00e4hren. Was sagt das \u00fcber mich aus …?<\/p>\n

Im J\u00e4nner 2008 starb meine Mutter<\/strong> im 69. Lebensjahr an Krebs – nur kurze Zeit nachdem sie sich f\u00fcr einen mutigen neuen Lebensabschnitt entschieden hatte. Auch wenn die \u00c4rzte von Beginn an wohl kaum Chancen auf eine Heilung sahen lie\u00df man uns lange Zeit im Ungewissen. Die letzten Wochen, die meine Mutter im Siebenbettzimmer eines Wiener Bezirkskrankenhauses verbringen musste kann ich nur zu verdr\u00e4ngen versuchen. Wenngleich auch dieser Schickssalschlag v\u00f6llig unerwartet eingetreten war konnte ich nach au\u00dfen keine Emotionen zeigen und vermittelte auf manche Menschen vielleicht ein fragw\u00fcrdige Bild.<\/p>\n

Unsere Oma<\/strong> hatte eine beispiellose Lebenseinstellung, wenngleich ihr vom Schicksal nicht viel erspart blieb. In durchwegs hohem Alter hatte sie nicht nur ihren Enkelsohn und ihre Tochter zu Grabe tragen m\u00fcssen sondern auch schwerwiegende Krankheiten gemeistert. Erst nach dem 90. Geburtstag war die Mobilit\u00e4t eingeschr\u00e4nkt, doch blieb ihr der klare Geist bis zum letzten Tag erhalten. Seit dem 98. Geburtstag k\u00e4mpfte sie nach zwei Herzinfarkten immer \u00f6fters mit Atemnot. Im Sommer 2014 musste sie im Pensionistenwohnhaus auf die Pflegestation verlegt werden. Ich w\u00e4re froh gewesen, wenn ihr dieser Schritt erspart bleiben h\u00e4tte k\u00f6nnen. Am 18. September 2014 starb meine Oma im 100. Lebensjahr in einem Wiener Krankenhaus. Sie w\u00e4re „friedlich eingeschlafen“, wurde mir von der Krankenschwester versichert.<\/p>\n

Mein Vater<\/strong> litt in hohem Alter unter anderem an Morbus Parkinson, einem chronischen Schmerzsyndrom und fortschreitender Demenz. Seine Gattin, mit der ich nie eine vern\u00fcnftige Basis finden konnte, verwehrte jede professionelle Hilfestellung, wenngleich sie selbst sichtlich mit der Pflege v\u00f6llig \u00fcberfordert war. Ich unternahm zahlreiche Anl\u00e4ufe um ihm einen halbwegs angenehmen Lebensabend zu erm\u00f6glichen, was mir aber letztlich nicht gelingen sollte. Papa starb am 24. August 2018 in einem Wiener Pflegewohnhaus.<\/p>\n

Das „Leben um jeden Preis<\/strong>“ ist aus meiner Sicht eine bestimmt gut gemeinte Aussage, die ich f\u00fcr mich selbst aber doch ziemlich relativiert betrachten m\u00f6chte.<\/p>\n

\"svg\" robert.labut.at<\/a> – Erinnerungen an unsere Familie<\/p>\n

Dieser Beitrag wurde auch unter \"svg\" aspie.labut.at<\/a> online gestellt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Unsere Verg\u00e4nglichkeit wird von manchen Menschen als Tabu-Thema betrachtet. In den nachfolgenden Zeilen m\u00f6chte ich meine Sichtweise beleuchten \u2026 <\/p>\n

Weiter<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"rank_math_lock_modified_date":false,"footnotes":""},"categories":[7],"tags":[],"class_list":["post-3937","post","type-post","status-publish","format-standard","hentry","category-mind-blog","generate-columns","tablet-grid-50","mobile-grid-100","grid-parent","grid-50"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3937"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3937"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3937\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":10213,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3937\/revisions\/10213"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3937"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3937"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.labut.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3937"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}