{"id":275,"date":"2011-01-11T15:31:28","date_gmt":"2011-01-11T13:31:28","guid":{"rendered":"http:\/\/www.labut.at\/?p=275"},"modified":"2016-02-02T08:24:03","modified_gmt":"2016-02-02T08:24:03","slug":"275","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.labut.at\/275\/","title":{"rendered":"Die Nacht U-Bahn in Wien – Geschichten aus dem Cafe Steiner"},"content":{"rendered":"
Der Start dieser neuen Kolumne ist f\u00fcr mich so etwas wie ein pers\u00f6nliches Experiment. Bisher habe ich in der Kolumne \u201eAnsichtssache\u201c versucht politischen und gesellschaftspolitischen Themen n\u00e4her auf den Zahn zu f\u00fchlen.
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\nDas soll auch so bleiben und ein neuer Artikel \u00fcber den Wahlkampf zur Wiener Gemeinderatswahl befindet sich bereits gedanklich in Vorbereitung. Es ist mir aber auch ein Anliegen auf die Verhaltensmuster und Ansichten der Menschen einzugehen. Dazu habe ich mir vorgenommen k\u00fcnftig von fiktiven Besuchen in einem \u201eCafe Steiner\u201c und den dort unter den Stammg\u00e4sten gef\u00fchrten Gespr\u00e4chen zu berichten. Die Auswahl der Themen bleibt subjektiv, ich m\u00f6chte mir nicht anma\u00dfen \u201edie Volksmeinung\u201c darzustellen, sehr wohl m\u00f6chte ich aber die Einzelmeinungen themenbezogen mit meinen pers\u00f6nlichen Sichtweisen hinterlegen.<\/p>\n
Die Nacht U-Bahn in Wien<\/strong><\/p>\n Am vergangenen Freitag war ich wegen eines aktuellen Projektes bis in den sp\u00e4ten Abend in der Firma, was durchaus zu erwarten gewesen war. Als die Arbeitswoche kurz vor 22.00 Uhr dann geschafft war dachte ich dar\u00fcber nach, noch einen Abstecher in mein Stammlokal zu unternehmen. Einerseits wu\u00dfte ich, da\u00df ich mich am n\u00e4chsten Tag ausschlafen k\u00f6nne und andererseits war erst gerade eben in Wien der Nachtbetrieb der U-Bahnen an Wochenenden eingef\u00fchrt worden, soda\u00df ich mir wegen meiner Heimreise auch keine Sorgen zu machen brauchte.<\/p>\n Das \u201eCafe Steiner\u201c im 2. Wiener Gemeindebezirk liegt wenige U-Bahn Stationen von meiner Wohnung entfernt. Auf dem Weg dorthin kam ich auch bei der relativ stark frequentierten Station \u201eSchwedenplatz\u201c vorbei, wo die Einf\u00fchrung des U-Bahn Nachtbetriebes von den \u201eWiener Linien\u201c mit einer entsprechenden Informationskampagne verbunden wurde.<\/p>\n Kurz nach 22.00 Uhr war ich letztlich im \u201eCafe Steiner\u201c angekommen und konnte Kellner Martin und einige mir bekannte Stammg\u00e4ste begr\u00fc\u00dfen, neben denen ich an der Schank Platz nahm. Wie es der Zufall so wollte war gerade eine Diskussion \u00fcber Sinn und Unsinn des neuen U-Bahn Nachtbetriebes in Gange, bei der ich es mir nat\u00fcrlich nicht nehmen lassen wollte mich einzubringen. Im Februar diesen Jahres hatte es in Wien eine Volksabstimmung zu mehreren Themen, unter anderem eben auch dem U-Bahn Nachbetrieb gegeben, wo sich 54,9% der Wiener daf\u00fcr ausgesprochen haben. Auch ich selbst hatte am Stimmzettel damals das \u201eJa\u201c angekreuzt und verk\u00fcndete im Stammlokal, da\u00df ich die Umsetzung dieser Ma\u00dfnahme f\u00fcr eine sehr begr\u00fc\u00dfenswerte Sache hielte.<\/p>\n Mehr hatte ich nicht gebraucht. \u201eIch halte es f\u00fcr einen Schwachsinn. Was glaubst was das kostet?\u201c wurde mir von meinen Sitznachbarn, Georg, zugeworfen. Nun, da\u00df der Nachtbetrieb Kosten verursachen w\u00fcrde w\u00e4re auch mir klar, warf ich ein, doch w\u00e4re es doch eine feine Serviceleistung f\u00fcr die Fahrg\u00e4ste und w\u00fcrde auch die Verkehrssicherheit in der Nacht erh\u00f6hen. \u201eBist du ein sozialer Mensch?\u201c wurde ich nun von Georg etwas \u00fcberraschend gefragt. Als ich dies bejahte bekam ich zu h\u00f6ren, da\u00df man dann das Geld besser in Kinderg\u00e4rten investieren h\u00e4tte k\u00f6nnen. Als ich konterte, da\u00df letztlich erst vor kurzem der Gratis-Kindergartenbesuch eingef\u00fchrt wurde bekam ich von Georg zu h\u00f6ren, da\u00df ich angeblich nicht verstehen w\u00fcrde was er meint.<\/p>\n Nun bekam ich Sch\u00fctzenhilfe von Kellner Martin, der unser Gespr\u00e4ch ein wenig mitverfolgt hatte. Er selbst w\u00fcrde die Regelung begr\u00fc\u00dfen, obwohl er das Service selbst nicht unbedingt ben\u00f6tigen w\u00fcrde, da seine Wohnung nur zwei Gassen von seinem Arbeitsplatz, dem Lokal, entfernt sei. Nun, selbst werde ich die Nacht U-Bahn bestimmt auch nicht allzu h\u00e4ufig nutzen, aber ich denke eben da\u00df die Ma\u00dfnahme ein sinnvolles Angebot f\u00fcr die zu einem gro\u00dfen Teil doch auch jugendlichen Nachtschw\u00e4rmer darstellt. Abgesehen davon sei auch erw\u00e4hnt, da\u00df die Neuregelung aus meiner Sicht eigentlich nur eine Erweiterung des schon l\u00e4nger bestehenden Nachtautobus-System ist.<\/p>\n Stammgast Karl, in der Ecke sitzend, hatte unsere Debatte mitverfolgt. Nun wollte er doch noch einwerfen, da\u00df die Taxifahrer mit der Neuregelung bestimmt keine Freude h\u00e4tten. Diesen Umstand kann man zwar gewi\u00df nicht bestreiten, doch um den Taxiunternehmern eine Freude zu machen m\u00fc\u00dfte man den \u00f6ffentlichen Verkehr am besten gleich ganz einstellen konterte ich mit einer geh\u00f6rigen Portion Sarkasmus. Nat\u00fcrlich werden die Taxifahrer den U-Bahn Nachtbetrieb sp\u00fcren und sich anpassen m\u00fcssen, doch sind sie damit wohl nicht die einzige Berufsgruppe die im Laufe ihrer Erwerbst\u00e4tigkeit von \u00c4nderungen betroffen sind. \u201eWenn ein einziger Jugendlicher durch diese Ma\u00dfnahme davon abgehalten wird betrunken ein Auto zu lenken, hat es sich rentiert\u201c mit diesen Worten konnte Kellner Martin die Diskussion aus meiner Sicht sehr gut abschlie\u00dfen, ein weitergehender Konsens zwischen den Stammg\u00e4sten zu diesem wohl bestimmt auch nicht weltbewegenden Thema, schien kaum mehr m\u00f6glich.<\/p>\n Als ich kurz nach Mitternacht das \u201eCafe Steiner\u201c verlie\u00df und die naheliegende U-Bahn Station aufsuchte um nach Hause zufahren merkte ich erst, da\u00df ich das Nachtsystem damit gar nicht nutzen w\u00fcrde. Die U-Bahnen w\u00e4ren auch bisher in Wien bis etwa 0:30 Uhr unterwegs gewesen. Nun, es wird ein anderes mal bestimmt soweit sein, dass ich auf das Angebot zur\u00fcckgreifen werde \u2026<\/p>\n Pedro<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Der Start dieser neuen Kolumne ist für mich so etwas wie ein persönliches Experiment. Bisher habe ich in der Kolumne … <\/p>\n